Das schwarze Auge - 61. Runde der Kampagne: Greifenfurter Adel

In der Kanalisation

Von der Grabkammer aus führten zwei Treppen weiter in die Tiefe. Da wir nicht allzu lange in der Gruft verharren wollten, beschlossen wir, dass wir uns aufteilen sollten. Andaryn und Link nahmen die nördliche Treppe, Gray, Nga’Churr und ich entschieden uns für die Südliche.

Über eine lange und dunkle Treppe gelangen wir in einen gemauerten Gang, der leider nach einigen Metern eingestürzt war. Dennoch vernahmen wir gedämpfte Kampflaute von der anderen Seite und uns war klar, dass diese von unseren Kameraden stammen mussten. Gemeinsam rannten wir zurück, die Treppe hinauf, um dem anderen zu folgen. Ein flotter Sprint zurück durch die Grabkammern und die südliche Treppe hinunter, brachte uns zu einer Wand aus widerlichem und stinkendem Wasser, welche wir irgendwie durchqueren müssten.

Ich benötigte zwei Versuche, da ich beim ersten Mal von der Strömung zurückgeworfen wurde, aber schließlich gelang es mir und den anderen durchzubrechen. Auf der anderen Seite sahen wir eine Kammer, in der die Abwässer der Stadt zusammenliefen. Sie schien von Zwergenhand gefertigt, überall gab es Hebel und Ventile. Bronzene Rohre leiteten Wasser zu und ab und vergitterte Schächte führten weiter in die Tiefe. In der Mitte des Raumes war eine Art Podest, von dem – so vermute ich – man den Fluss des Wassers regen konnte. Genau dort thronte auch die widerlichste und übelriechendste Gestalt, die ich je gesehen habe, und in dem verseuchten Abwasser um die Plattform schwammen weitere Geister des Unwassers.

Diesen Abscheulichkeiten mussten wir Einhalt gebieten. Andary sprang ins Wasser, um an den Dschinn heranzukommen, Link wisch Richtung Westen aus und gab allen mit seinem neuen Bogen Deckung, Nga’Churr kämpfte mit seinem Dreizack wie ein Berserker und Gray wirkte seine Eismagie. Ich selbst rief mein Feuer herbei. Stück für Stück kämpften wir uns vor und konnten einige der Geister besiegen. Allerdings geriet Nga’Churr nach einer Verletzung in einer Art Blutrausch und war nicht mehr in der Lage, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. So musste ich mich nicht nur der Unelemtare erwehren, sondern auch unserem neuen Freund ausweichen.

Der Dschinn des Unwassers hatte es in sich. Er war das stärkste der verdorbenen Elementare, dem wir uns bislang entgegengestellt hatten. Während der Dschinn des Unfeuers einfach nur stumpf und brutal abgegriffen hatte, so hatte dieses Wesen schon zu Beginn des Kampfes dafür gesorgt, dass wir aufgrund eines dichten Nebels kaum noch etwas sehen konnten. Auch gelang es ihm, Andaryn und Gray auf magische Weise im Boden versinken zu lassen oder unsere Lungen mit Abwasser zu füllen. Er lieferte einen harten Kampf, aber gemeinsam konnten wir ihn besiegen und ich war noch nie so erleichtert, wie in dem Moment, in dem Andaryn das Wesen mit einem finalen Schwerthieb niederstreckte.

Doch auch nachdem wir den mächtigen Unelementar besiegt hatten, war die Lage brenzlig. Der stinkende Nebel nahm uns noch immer die Sicht und erschwerte uns das Atmen. Gray war bis zum Brustkorb im Boden versunken und nur mit vereinten Kräften gelang es uns, ihn aus dieser Lage zu befreien.

Durchnässt, stinkend und erschöpft machten wir uns auf den Rückweg. In der Gruft sammelten wir Stordian wieder ein, denn auch wenn es übel zugerichtet war, war dies noch nicht der richtige Ort für ihn. Der gemeinsame Weg durch die Stadt, bis hin zum Hotel, war ebenso unangenehm wie der Rest des Tages. Egal, wo wir entlanggingen, drehten sich sämtliche Köpfe in unsere Richtung. Und obwohl ich den vergangenen Tagen schon mit dem Gedanken gespielt hatte, die hiesige Sprache zu erlernen, so war ich doch froh, dass ich die Verwünschungen der Khunchomer nicht verstand.

Die zerstörte Windmühle

Erneut waren wir gezwungen, unsere Kleidung verbrennen zu lassen. Zu unserem Glück konnte man in einem so erstklassigen Hotel wie dem Erhabenen Mhanadi für die entsprechende Menge Silber und Gold nahezu alles bekommen. So wurden uns Badezuber und eine enorme Menge heißes Wasser, Seifen und Duftöle gebracht, und wir machen ausgiebig Gebrauch davon.

In einem Zustand, der einem gepflegten Menschen zumindest nahe kam, begaben wir uns auf den Basar, um uns für die Reise nach Selem einzudecken. Dabei musste Link, der auf der Suche nach neuen Pfeilen war, den Eifer der tulamidischen Händler erdulden. Jeder hatte angeblich bessere Ware als sein Nebenmann und man dürfe den anderen Händlern auf keinen Fall trauen. Die Preise der anderen seien ein Wucher und nur man selbst hätte die fairsten Angebote.

Während Link seine Suche entnervt aufgab, geriet Gray in eine Diskussion mit dem Lebensmittelhändler. Wie diese berichtete, hatte er heute kein Brot, da der Müller nicht erschienen war. Dieser Umstand war dahingehend besonders, da der Müller sonst immer sehr zuverlässig war. Ebenso erfuhren wir, dass die Mühle außerhalb der Stadt auf einem Hügel lag und die Bewohner der Stadt dort ein seltsames Unwetter wahrgenommen hatten.

Alarmiert machten wir uns auf einen circa dreistündigen Weg den Hügel hinauf. Es gab zwar noch einen kürzeren Weg, aber dieser führte über eine Hängebrücke und sollte im Allgemeinen schwerer zu begehen sein. Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegten, wurde das Wetter schlimmer und schon bevor wir die Mühle erreichten, war der Geruch nach Ozon kaum noch zu ertragen.

Bei unserer Ankunft bot sich uns ein Bild der Verwüstung. Die Mühle war zerstört und ihre Flügel waren davon geweht. Die Pferde des Müllers langen tot auf der Weide und einige Unelemtare der Luft spielten mit der Leiche des vermissten Müllers, indem sie ihn immer wieder in die Luft hoben und fallen ließen. Keiner von uns zögerte, denn allen war klar, dass wir diesem unwürdigen Treiben Einhalt gebieten mussten. So stürmten wir auf die kreischenden Geister los und griffen sie an. Wir hatten es kaum geschafft, einige der verseuchten Wesenheiten zu vertreiben, als die Frau des Müllers aus dem Himmel auf uns fiel.

Durch den dauerhaften Kontakt mit dem reinen Element der Luft waren die Unelemetare dem Wahnsinn nahe. In ihrer Wut und in ihrem Hass waren sie über die Familie des Müllers hergefallen und so langsam dämmerte uns, dass das Geschrei und das Geheule nicht nur von den Geistern stammten.

Es war furchtbar. Während wir uns zu der Ruine der Mühle vorkämpften, warfen die Geister der Unluft mit den ehemaligen Bewohnern nach uns. Selbst im Nachhinein kann ich nicht sagen, wie wir die Menschen hätten retten können. Aber wir wussten, wen wir dafür zur Rechenschaft ziehen würden. Doch zuerst mussten wir den Dschinn der Unluft vernichten und dieser wartete in der Ruine auf uns.

Es war schwierig, den Windstößen auszuweichen und auf den Beinen zu bleiben. Auch gelang es dem Wesen, uns die Luft zum Atmen zu nehmen. Letztlich konnten wir aber auch diesen Dschinn besiegen.