DSK Session 10 - Aus den Erzählungen von Benjamin Büchernase

Waffenstillstand

Wir wurden von Ajom Fleckfell in der Milchschenke überrascht. Der werte Herr saß einfach da und trank seine Mäusemilch und wollte mit uns reden. Nach allen was vorgefallen war, war ich mehr als nur ein bisschen erstaunt. Dennoch führte diese Überraschung zu einem durchaus produktiven Diskurs. So lernten wir mehr über dieses seltsame Hundemonster, dass so schrecklich gewütet hatte. Die Bewohner von Wolldorf nennen es Moloch aber ob es sich bei diesem Namen angesprochen fühlt, vermag ich noch nicht zu bestätigen.

Nichtsdestotrotz soll Moloch schon vor vielen Jahren das erste Mal die braven Bewohner von Wolldorf in Angst und Schrecken versetzt haben. Dabei sollen viele der erwachten Katzen gestorben sein. Die drei Krallen nahmen sich damals der Sache an und verfolgten Moloch bis auf das Schiff. Im Laufe der Jahre kam es zu weiteren Vorfällen, aber Ajom, Perro und Xerana konnten immer wieder helfen. Mit der Zeit viel ihnen auf, dass Moloch seltener erschien, wenn erwachte Katzen auf dem Schiff ihren Verstand verlieren.

Diesen Umstand machten sie sich zu Nutze und da Saytan immer wieder Fremde in das Dorf führte, war ein gewisser Nachschub auch sichergestellt. Ajom beteuerte, dass sie nur Quertreiber und Raufbolde auf das Schiff gesperrt hätten, ich bin mir da aber nicht so ganz sicher. Auch wenn er behauptet, dass wir nur auf Grund dieser misslichen Angelegenheit mit Quattre ihre Aufmerksamkeit auf uns gezogen hätten, fehlt mir eine ausrechende Evidenz, dass sie wirklich nur im Sinne des Dorfes handeln wollten.

Dennoch, diesen Moloch umgibt ein interessantes Geheimnis, dass es zu lüften gilt. So konnte ich auch ruhigen Gewissens einem Waffenstillstand mit den drei Krallen zustimmen. Nun geht es darum diesen seltsamen Köter wieder einzufangen und hoffentlich für immer wegzusperren. Und auch wenn Ajom glaubt, dass nur dieser fiese Quattre stark genug sei es mit Moloch aufzunehmen, so gehe ich doch davon aus, dass ich mir mit all meinen gelesenen Büchern mittlerweile genug Wissen angeeignet habe um es mit einem Hund wie diesem aufnehmen zu können. Außerdem habe ich für die gröberen Tätigkeiten noch immer Inigo und Jack.

Aber man sollte ja immer schön beim Anfang beginnen. Bislang hatten wir nur drei der fünf Murmeln und ich wurde das ungute Gefühl nicht los, dass diese irgendwie in Verbindung zu diesem Moloch stehen könnten, denn sein wir doch mal logisch… Eine seltsame Begebenheit in einem kleinen Dorf und ein mysteriöses Monster… Ich habe hunderte von solchen Berichten gelesen. Das muss einfach zusammenhängen. Somit war es für mich selbstverständlich, dass wir in den Besitz der fehlenden beiden Murmeln gelangen mussten und meines Wissens befanden sich diese bei den Hunden vor der Stadt und bei Sial Pfotenglück im Maushaus.

Ich schlug meinen Freunden vor, dass wir zu den Hunden sollten. Vielleicht könnten diese uns auch weitere Erkenntnisse über diesen Moloch liefern. Immerhin ist dieser jawohl so etwas wie an Artgenosse.

Wieder einmal zeigte sich, dass die anderen ohne mich hoffnungslos verloren wären. Den sofort nach meinem Vorschlag die Hunde aufzusuchen, fingen sie an sich über Kleinigkeiten zu streiten und so blieb es an mir, einen Kompromiss zu finden. Letztendlich konnte ich den Streit damit schlichten, dass wir zum Maushaus gingen.

Im Maushaus

Schon vor dem Maushaus, zu dem die Menschen wohl auch Krankenhaus sagen trafen wir einige Katzen, die uns darauf hinwiesen, dass wir vor den Menschen nicht in unserer Kleidung herumrennen sollten. Aber, man sagte uns auch, dass wir so viele Mäuse fangen dürften, wie wir wollen. Allerdings sollten wir Sial Pfotenglück unbedingt eine Maus als Gastgeschenk abgeben.

Mäuse fangen, wie uninteressant. Ich wollte meinen Mitstreitern endlich beweisen, dass es auf die Menschen unwiderstehlich wirkt, wenn man sich nackt vor ihnen auf dem Rücken rollt. Leider hatten meine Begleiter wohl ein wenig Angst davor, sich ihr Unrecht eingestehen zu müssen. Daher gingen wir zum Mäusefangen in den Keller.

Ich möchte kein Läster-Kater sein, aber ich fürchte, dass Ravennas schlanke Gestalt nicht ausschließlich von sportlicher Betätigung herrührt. Wenn sie nicht einen wirklich schlechten Tag hatte, ist sie allem Anschein nach keine sonderlich gute Mäusefängerin. Ruben hingegen gelang es scheinbar mühelos selbst diese seltsamen fliegenden Mäuse zu fangen. Ich selbst konnte drei oder vier der flinken Biester – die ohne Flügel – schnappen und selbstverständlich übergab ich die schönste Maus an Sial. Diese lud uns ein, weiterhin unser Geschick an den Mäusen zu erproben, von denen es wahrlich genug im Maushaus gab. Allerdings warnte sie uns davor einen bestimmten Raum zu betreten.

Zombie-Katzen

Auf meine Begleiter ist Verlass. Es gab einen Raum, in den wir nicht sollen und selbstverständlich schlichen sie sich genau in diesen Raum hinein. Es geht doch nichts über die Neugierde einer Katze, auch wenn die anderen immer behaupten, dass nur ich so wäre. Eine infame Unterstellung, wenn ihr mich fragt. Aber ich hätte vermutlich selbst, nach sorgfältigem Abwägen überlegt, ob es nicht vielleicht doch unter Umständen eine Möglichkeit wäre einen Blick in den Raum zu riskieren. Und nun, da die Tür schon einmal offen stand…

Ich wollte meinen Augen nicht trauen. In dem Raum liefen Katzen herum. Aufrecht, aber stumpfsinnig, irgendwie als ob sie schlafwandeln. Und sie sahen aus, als ob sie schon halb verwest waren. In meinen Büchern hatte ich schon von so etwas Ähnlichem gelesen, aber in den Beschreibungen ging es immer um menschliche Gestalten, die man Zombie (weiblich Zombiene) nennt. Das dies auch mit uns Katzen geschehen kann war mir neu und ich beschloss diese Dinger genauer zu beobachten.

Auch wenn mein Ansinnen im wissenschaftlichen Sinn, im höchsten Maße ehrenwert und wertvoll war, so musste ich es dennoch at acta legen, um die anderen zu erretten, den diese waren bereits in den Raum gestürmt und wurden nun angegriffen. So ertappte ich mich, während ich einen dieser Unholde erschlug, bei dem Gedanken, dass die Kameraden ohne mich nur schwerlich überleben würden.

Nachdem wir die untoten ge… ähhh… tötet hatten, stellten wir Sial zur Rede, doch diese bestand darauf, dass sie uns ja gewarnt hätte. Damit das Gespräch nicht gänzlich unfruchtbar bleiben würde, fragte ich Sial nach ihrer Murmel. Diese zog sich daraufhin plötzlich in ihren Aufenthaltsraum zurück und fing an Sachen einzupacken. Während wir, in Anbetracht dieser Unhöflichkeit, sprachlos waren, flüchtete sie an uns vorbei aus dem Keller.

Da wir nichts Besseres zu tun hatten, schaute ich mir einen Raum an, den Jack ausfindig gemacht hatte. Dort gab es über einem Regal einen Durchgang zum Erdgeschoss. Ich schlich mich vorsichtig hindurch und fand mich in einer Abstellkammer wieder. Kurze Zeit später folgten mir Inigo, Ravenna, Ruben und Jack.

Bei den Menschen

Um nicht aufzufallen entledigten wir uns unserer Kleidung. Also fast alle. Ravenna hat sich schon ganz schön geziert. Jack hingegen hat uns alle geschockt. Ihm fehlte doch tatsächlich der Beutel… Also die Murmeln… Ich meine, er singt im Knabenchor. Genauer gesagt, er ist ein Eunuch oder Kastrat. Ich frage mich wie es wohl dazu kam und noch mehr frage ich mich, ob ich das überhaupt wissen möchte. Aber er immerhin hat sich nicht so angestellt wie Ravenna.

Sei’s drum, endlich konnte ich den anderen mein Geschick beim Beeinflussen der Zweibeiner unter Beweis stellen. Und ich darf sagen, dass mir dies wie immer recht gut gelang. So sehr ich es auch liebe mit den Menschen zu spielen – sie sehen immer so glücklich dabei aus – konnte ich unsere eigentliche Aufgabe nicht vernachlässigen. Sial war entwischt und wir mussten uns im diesem Maushaus umsehen.

Im Obergeschoß lagen die kranken Menschen in Betten herum und es roch seltsam. Hinter einem Klavier fanden wir eine Türe zu einem abgeschlossenen Raum, den wir nicht betreten konnten. Aber während ich geschickt die Menschen ablenkte, konnten meine Freunde einen Zugang zu einem Simms über ein Badezimmerfenster finden. Dieser Simms führte zum dem abgeschlossenen Raum und dort fanden wir auch Sial wieder.

Während wir alle unser Bestes gaben Sial in ein Gespräch zu vertiefen, versuchte Ravenna wieder und wieder die Murmel aus einer Schale zu fischen, ohne das es auffällt. Zwar stellte sie sich ähnlich geschickt wie beim Fangen der Mäuse an, aber letztendlich gelang es ihr, und das ist alles, was zählt. Dabei half es sehr, dass Jack Sial gegenüber ansprach, dass Moloch entkommen war, was die Eigentümerin des Maushauses dermaßen tief erschütterte, dass sie nicht mehr mitbekam, was um sie herum passierte.

Sie sagte auch irgendetwas davon, dass wir alle verloren wären, aber ich halte das für übertrieben. Andererseits war die Gute, auf Grund der Sache mit Moloch, so mitgenommen, dass ich es für besser hielt, ihr etwas Ruhe zu gönnen. So zogen wir uns, mit der vierten Murmel in unserem Besitz, aus dem Maushaus zurück und fanden uns wieder in der Milchschenke ein.