Das schwarze Auge - 37. Runde der Kampagne: Greifenfurter Adel

Es war der erste Tag im Monat des Boron und der Herbst hatte sich schon vor einigen Tagen gegen den Spätsommer durchgesetzt. Es war kalt, duster, grau und nieselte unablässig. Unser aller Gemüt war getrübt. Dennoch gingen wir alle entschlossen unserem Tagewerk nach. Die Versorgung musste sichergestellt, die Wache organisiert und die Burg auf die Ankunft des Entsatzheeres vorbereitet sein.

Wobei für Letzteres hatten wir schon alles erledigt, was uns möglich war, da unsere erhoffte Verstärkung, selbst nach meinen konservativsten Berechnungen, schon mehr wie eine Woche überfällig war. Um so erleichterter waren wir, als wir, alarmiert von der Wache, die Burgmauer betraten und am Waldrand die Soldaten erkannten.

Geführt wurde der Heerzug von keinem geringeren als Graf Praiodor von Arestehr selbst. Andaryns Vater, kam uns mit drei voll gerüsteten Rittern und einer halben Hundertschaft Soldaten zur Hilfe. Und nicht nur das. Mit sich führten sie Versorgungsgüter, Lebensmittel und Ausrüstung, um einer Belagerung standzuhalten. So beobachteten wir mit erleichterten Herzen in unserer Brust, wie sie den Pfad zur Burg Finster hinaufkamen.

Es war typisch für den Grafen von Arestehr, dass er nicht zuerst seinen Sohn in die Arme schloss, sondern sofort seiner Verantwortung als Graf und Heeresführer nachkam. Er organisierte den Aufbau der Lager und ließ Blockaden anlegen. Seine gut ausgebildeten Soldaten verstärkten die Wachen von Burg Finster und da diese einst selbst unter dem Grafen gedient hatten, lief alles reibungslos ab. Wir verdreifachten die Anzahl der bereitgehaltenen Pfeile und ließen sogar ein Kessel mit Pech über dem Burgtor installieren. Burg Finster war noch nie zuvor so wehrhaft wie in diesen Tagen.

Am dritten Tag nach der Ankunft es Grafen fanden wir uns alle im großen Saal von Burg Finster ein, um die aktuelle Lage im Detail zu besprechen. Ich war ein wenig beschämt, ob des Umstands, dass der Graf darauf bestand, dass ich zu seiner Rechten saß und nicht sein Sohn. Aber Hochwohlgeboren von Arestehr war sehr altmodisch und legte sehr viel Wert auf Rang und stand. Außer dem hohen Herrn, Ritter Stordian Zab, dürfte keiner meiner Kameraden am selben Tisch sitzen wir der Graf. Nicht einmal Gray, der als Magus doch einiges Ansehen in Aventurien genoss, wurde in die Runde aufgenommen und ich sah, dass dies meinen Freund bitter aufstieß, auch wenn er sich sehr beherrschte.

Wir berichteten von den Schwarzpelzen, den ersten Überfällen im Wald und dem Mord am Förster und seiner Frau, der Brandschatzung von Finsterdorf und der Belagerung von Burg Finster. Auch die Mysterien rund um den alten Turm, dem Finsterturm, und den Zusammengang ließen wir nicht aus. Doch während wir, in der Hoffnung, dass sich nun alles bessern würde dem Grafen berichteten, zog eine neue Gefahr auf. Es war ein Alarmruf der Wache, der uns auf die Mauern der Burg eilen ließ. Und von dort sahen wir sie. Orks! Es waren mehr als 100 gerüstete Krieger und ihnen voran, ging der größte Ork, den ich je gesehen habe.

Nachdem seine Soldaten am Fuß des Berges zum Halt kamen schritt er allein den Weg zu Burg hinauf. Vom Fuße der Burgmauer aus forderte Krrachtt Schildbein in schlechtem Garethi von uns, dass wir ihm Olok Eiteraxt und Gurrgak Pestauge übergeben. Eine Aufforderung der wir nicht nachkommen konnten. Immerhin war Olok Eiteraxt tot und Gurrgak Pestauge konnten wir nicht finden.

Andaryn verhandelte äußert geschickt mit diesem Schwarzpelz, doch eine Einmischung von Stordian verärgerte den Ork und auch wenn Stordians Argumente gut und berechtigt waren, erschien diese dem Krieger wie eine Uneinigkeit. So brach der das Gespräch mit den Worten ab, dass er mit seinen Männern selbst mach Gurrgak suchen würde.

Noch während die Orks abrückten ließen Gray und ich unsere Pferde satteln. Wir wollten unbedingt wissen, was all diese Krieger in das Junkertum getrieben hatte. So ritten wir der Armee aus den Landen westlich des Finsterkamms nach. Nachdem wir sie eingeholt hatten, gelang es uns, als Unterhändler nochmals mit Krrachtt zu sprechen. So erfuhren wir, dass sie Gurrgak suchten, da er mehreren Stämmen wertvolle Artefakte gestohlen hatte und nun suchten er und sein Stamm Ausgestoßener irgendetwas Mystisches oder Magisches. Gurrgak ist ein Priester des Tairach, des orkischen Blutgottes und im Gegensatz zu einem bloßen Schamanen oder Prediger verfügt er über echte göttliche Macht. Wenn ich daran denke, was er mit dem armen Förster angestellt hatte, graust es mir bei dem Gedanken daran, welche Macht ein solcher Gott verleiht.

Noch am gleichen Abend schmiedeten wir in großer Runde zusammen mit dem Grafen Pläne und Strategien. Gemeinsam beschlossen wir, dass es von enormer Bedeutung sei, dass wir den Vorhaben und Bestrebungen der von einem Blutgott geleiteten und ausgestoßenen Orks auf den Grund gehen müssten. Bei all dem Arkanen, Mystischen und Magischen könnte das Schicksal von ganz Aventurien davon abhängen. So galt es, eine Reise vorzubereiten.