Das schwarze Auge - 36. Runde der Kampagne: Greifenfurter Adel

Seit Tagen brüteten wir auf Burg Finster über den Schriftrollen, die wir im Lager der Schwarzpelze gefunden hatten. Leider kamen wir ohne eine tiefgreifende Recherche zu keinen weiteren Ergebnissen. Eine zutiefst frustrierende Angelegenheit, die jedoch durch den Hauptmann der Wache unterbrochen wurde. Dieser, einer der tapfersten unter Andaryns Männern, berichtete uns von den neusten Erkenntnissen seiner Kundschafter und Späher, welche ein weiteres, aber deutlich kleineres Lager der Orken, im Wald und nur einen halben Tagesritt entfernt, entdeckt hatten. Nicht mehr als eine Handvoll der Schwarzpelze sollte sich dort aufhalten. Außerdem wusste er zu berichten, dass in der Nähe des alten Turms, vermutlich aus dem Haus des Försters, Rauch aufstieg.

Da es einen Ritt von circa zwei Tagen bedurft hätte zum alten Turm zu reiten, entschlossen wir uns dazu, das neue Lager der Orks einmal genauer anzuschauen. Immerhin waren wir noch auf der Suche nach dem orkischen Priester oder Schamanen, von dem wir uns nicht nur weitere Erkenntnisse bezüglich der Schriftrollen erhofften. Vielmehr war uns daran gelegen, diesen endlich dingfest zu machen und in Eisen zu legen, damit wir ihn zur Verantwortung ziehen konnten. So ließen Gray, Link, Stordian und ich unsere Pferde satteln und machten uns auf den Weg. Obwohl der Wald an in dieser Region besonders dicht war, kamen wir einigermaßen gut voran und suchten uns ein kleines Zwischenlager in einiger Entfernung zu der beschriebenen Stelle. Dort banden wir unsere Pferde fest und machten uns zu Fuß auf den Weg.

Die Orks hatten ihr Lager in der Nähe einer Turmruine aufgeschlagen, die wir bislang noch nicht kannten. Vier von ihnen saßen, zusammen mit zwei fürchterlichen Hunden, um ein Lagerfeuer und unterhielten sich lautstark. Vielleicht stritten sie sich auch, dies kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Wir wollten diesen Umstand ausnutzen, uns anschleichen und sie überraschen. Doch für Stordian, in seiner Plattenrüstung, war dies unmöglich. So entdeckten uns die Vier sofort und ein besonders großer Ork, vermutlich der Anführer des Trupps, hetzte die Hunde auf uns.

Wir verteilten uns taktisch recht geschickt und Stordian zog die ersten Angriffe auf sich. Gray und Link machten einen Bogen um unseren Gegnern in die Flanke zufallen, während ich Stordian Deckung gab. Ein Bogenschütze der Schwarzpelze, der vorzugsweise aus der Deckung heraus angriff bereitete uns zwar einige kleinere Probleme, aber mit Stahl und Magie gelang es uns den gesamten Trupp zu besiegen. Gerne hätte ich den ein oder anderen noch verhört, um ihn nach dem Aufenthalt des Schamanen zu befragen, der auch an diesem Ort nicht auffindbar war, aber in diesem Kampf gelang es uns nicht Gefangene zu machen. Daher untersuchten wir zuerst einmal die Gegend um das Lager.

Vom Turm her, wehte uns ein übler Gestank entgegen und es bedurfte enormer Willenskraft, sich dieser Ruine zu nähern. Wir stellten uns einem Miasma, das Tod und Verderben versprach. Hierbei musste sich besonders Stordian in Acht nehmen, voll gerüstet und mit Helm konnte er sich keinen Moment der Schwäche leisten, um seine Ehre nicht zu besudeln.

Doch wie sich herausstellte war der Gestank nur das kleinere Übel. In der Ruine erspähten wir zwei untote Orks — Zombies. Furchtbare und geistlose Gestalten, die stumpf jeden Befehl ausführten, den sie von ihrem Schöpfer erhalten hatten. Gray und ich wussten zwar ein wenig über diese Kreaturen, aber dass sie nicht Schwimmen oder Klettern konnten, half uns nicht weiter. Auch ihre Empfindlichkeit gegenüber dem von Praios gegebenen Sonnenlicht half uns an diesem trüben und bewölkten Herbsttag nicht weiter.

Wie auch immer die Befehle der Monster lauten mochten, sie ignorierten uns fürs Erste. Da auch wir nur äußerst ungern näher an sie heran wollten versuchten wir, sie im Fernkampf zu vernichten. Leider veranlasste dies einen der beiden Zombies sich uns mit einem markerschütternden Schrei entgegenzustürzen. In dem darauffolgenden Kampf mussten wir einiges einstecken, dennoch gelang es uns zu obsiegen. So war der Weg frei, damit wir die Ruine erkunden konnten.

In der Ruine fanden wir eine mit Eisen beschlagene Truhe, die so schwer war, dass es uns nicht gelang sie aus dem Turm zu bergen und noch während Stordian und Link dies versuchten, bemerkte Gray etwas hinter uns. Ein riesiger Minotaurus, der Größte, den wir bislang zu Gesicht bekommen haben, hatte sich an uns herangeschlichen. Nach dem er bemerkte, dass er entdeckt war, stürmte er auf uns zu und ich stand ihm im Weg. Es gelang mir, ihn zu stoppen, aber hierbei wurde ich so schwer verwundet, dass ich nichts weiter zum Kampf beitragen konnte. Gray rettete mich aus dieser Situation mit einem Frigifaxius, bei dem ich einen Hauch von Schicksaal spürte. Es war, als ob die Zwölfe gewollt hätten, dass ihm dieser Zauber gelingt.

Vom Lärm des Kampfes alarmiert kamen auch Stordian und Link aus dem Turm. Sofort stellten sie dem Gegner nach und griffen ihn an. Sie ließen ihm keine Chance. Auch sämtliche seiner Versuche zu fliehen, vereitelten die Beiden. Das sich das Untier dabei in eine Raserei gesteigert hatte bemerken sie jedoch zu spät. So wurde Link schwer verwundet und Stordian trotz Plattenrüstung fast totgeschlagen. Es gelang nur mit unseren letzten Kraftreserven den Minotaurus zu besiegen.

Aber es gelang.

Noch vor Ort versorgten wir notdürftig unsere Wunden und Link knachte das Schloss der Truhe, welche dankenswerterweise neben Gold und Silber auch Heiltränke enthielt. Diese kamen uns mehr als nur gelegen und waren ein entscheidender Beitrag dazu, dass wir uns gemeinsam auf den Rückweg machen könnten, ohne zu schwer Verletzte zurücklassen zu müssen.