DSK Session 5 - Aus den Erzählungen von Benjamin Büchernase

Milchschenke

Wir beschlossen uns einen Tag Ruhe zu gönnen, bevor wir uns am nächsten Abend erneut zusammensetzten. Ich hatte hervorragend geschlafen und beglückwünschte mich zu der Entscheidung die Nacht nicht auf dem Boden im kalten Lager sondern in einer gemütlichen Kiste zu verbringen. Doch mit dem Beginn des Abends begann auch der Streit darüber, wie wir am ehesten die Murmeln finden könnten. Saytan Wollsammler war sich nicht recht sicher wo sich diese befinden. Er vermutete, dass die bedeutendsten Katzen von Wolldorf vielleicht jeweils eine Murmel hätten aber auch die Menschen könnten noch welche haben.

Wie es scheint, haben meine Kameraden endlich ein Verständnis für meine Niedlichkeit und deren Wirkung auf die Menschen entwickelt, denn sie schlugen vor, dass ich die Zweibeiner auf bewehrte Weise ablenken könnte, damit sie deren Häuser durchsuchen könnten. Aber so vernünftig dieser Plan auf den ersten Blich erscheinen mag,… Mein kostbares Fell würde fürchterlich unter so vielen Streicheleinheiten leiden. Dies und die Tatsache, dass Saytan sich nicht sicher war, ob die Menschen überhaupt noch im Besitz einer Murmel sind, zwang mich, meinen Kameraden von diesem Vorhaben abzuraten.

Da wir nicht wirklich viel über die Geschichte der Mürmeln wussten und da Saytan sich scheinbar auch nie sonderlich viel Mühe gemacht hatte, diese Geschichte zu ergründen bat ich die gutherzige Wirtin Lysa Taubenfeder uns zu berichten, was ihr darüber bekannt sei, und wie es aussah fand das Ganze schon vor einiger Zeit statt. Zumindest vor Lysas Erwachen. Damals beobachteten die ersten erwachten Katzen, dass der wichtigste Mensch im Dorf immer ein Säckchen, sie war sich nicht sicher ob lila oder rot, mit sich herum trug. Dies machte die Katzen neugierig. Viele machte sich erfolglos daran, das Säckchen zu stehlen doch es dauerte, bis es schließlich einem Kater gelang. So kamen die Katzen zu den fünf Murmel und ihrer Natur folgend fingen sie recht schnell an sich zu streiten, wer diese Murmel den nun haben dürfte. In dieser Zeit gelang es Renzo Kehlenbiss und seinen Kläffern eine der Mürmeln zu erbeuten. Nach diesem Vorfall einigten sich die Katzen darauf, dass jeweils eine der Murmel an die wichtigsten Katzen von Wolldorf gehen sollte.

Nachdem wir der Geschichte gelauscht und ich in meiner generösen Art, der hübschen Wirtin eine Sahne spendiert hatte, stecken wir wieder unsere Köpfe zusammen und versuchten einen Überblick über die Situation zu erhalten. Wenn wir alles berücksichtigten, was wir bislang erfahren hatten könnten wir davon ausgehen, dass nur die wichtigsten und bedeutendsten Katzen von Wolldorf in den Besitz einer der Murmeln waren. Dies waren unserer Meinung nach, die drei Krallen, der müde Flook, Sial Pfotenglück und Warna Perlenglanz. Darüber hinaus, hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Köter, die früher das Dorf unsicher machten, eine der Murmeln erbeutet.

Wieder wollte die Gruppe sich zuerst an die Menschen des Dorfes wenden, diesmal um mit ihnen zu sprechen. Da einige meiner Kameraden zwar in der Lage waren die Worte der Zweibeiner, meist mehr schlecht als recht, zu verstehen, ich aber der Einzige war der deren Sprache auch sprechen konnte, beschloss ich, dass dies keine sonderlich gute Idee sei und schlug vor, dass wir zuerst einmal den müden Flook besuchen sollten. Zwar wurde noch kurz diskutiert ob man nicht auch einfach mal versuchen könnte irgendwelche anderen Murmeln in den Sockel der Statue einzusetzen, aber auch hier bestand ich darauf, dass dies dem nötigen Mystizismus nicht gerecht werden würde und das wir als Katzen auf keinen Fall so plumpe Wege beschreiten sollten. Am Ende verlieren wir noch unseren brillanten Geist und wären nicht besser als die Katzen die Aphasmas Segen nicht erhalten hatten.

Das warme Haus

Wir gingen also zum müden Flook. Dieser residierte im Warmen Haus, einem traumhaften Ort an dem die zweibeinigen Riesen das Fleisch der geschlachteten Wolltiere räucherten. Auch hier schlugen meine Gefährten vor, dass ich mich ausziehen solle um die Menschen abzulenken. So sehr ich mich auch darüber freute, dass sie nun endlich zur Vernunft kamen und einsehen, dass dies fast immer funktionierte,… Bedauerlicher Weise musste ich sie belehren, dass es unhöflich sei, die Menschen einer anderen Katze zu beanspruchen und um die Pfote zu wickeln. Nachdem wir eine Runde um das Warme Haus geschlichen waren - das gehört sich so für Katzen - und festgestellt hatten, dass die Menschen noch wach waren, riefen wir Flook, welcher uns empfahl, durch den Nebeneingang ins Haus zu kommen, damit wir uns mit ihm unterhalten konnten. Der Nebeneingang führte jedoch zu der Kammer in der das Fleisch der Wolltiere gelagert wurde. Dort konnten Jack und Ruben sich nicht beherrschen und begannen zu futtern, was in mir einmal mehr der Frage aufwarf, ob Aphasma wirklich alle Katzen im gleichen Maße mit einem Verstand gesegnet hatte oder ob dieser bei manchen Katzen nur ab und zu mal aufflackert. Kurz entschlossen packte ich die Beiden an ihren Ohren und zog sie weiter.

Im Obergeschoß trafen wir den müden Flook, einen Kater der so fett war, dass ich mich fragte ob er sich überhaupt schon einmal bewegt hat oder ob er nur da saß und fraß. Immerhin kannte er die Geschichte der Murmeln und berichtet uns auf unsere Nachfrage hin gerne davon. So erfuhren wir, dass ihm seinerzeit eine der Murmel gebracht wurde. Die anderen Murmeln gingen an Warna Perlenglanz, die drei Krallen und Sial Pfotenglück. Außerdem konnte uns Flook bestätigen, dass Renzo Kehlenbiss einer der Murmel hatte. Und so wähnten wir uns schon auf einem guten Wege, als der fette Kater gestand, dass er seine Murmel verloren hatte… Ausgerechnet beim Sport! Er versicherte aber, dass dies nur am Badetümpel oder im Wollhimmel passiert sein konnte.

Badetümpel

Auch wenn ich nicht wirklich glauben wollte, dass der fette Kater jemals seine Kammer verlassen hatte, fügte ich mich in mein Schicksaal und schloss mich meinen Gefährten auf dem Weg zum Badetümpel an. Dieser, so muss ich gestehen war wunderschön. Gerne hatte ich dort einige Stunden mit einem guten Buch verbracht oder einfach mal ein wenig Müßiggang genossen aber die anderen fingen sofort an, alles abzusuchen. Nachdem Jack im Gebüsch Bekanntschaft mit einer Schlange gemacht und Ruben in den Weiher gefallen war, kamen auch die anderen endlich zur Einsicht, dass wir hier keine Murmel finden würden, und so zogen wir weiter.

Wollhimmel

Der Wollhimmel war ein beeindruckender Ort, an dem das Fell gelagert wurde, das die Menschen den Wolltieren abgenommen hatten, und allem Anschein nach wollten diese dort auch keine Nager haben. Orte, an denen die Menschen keine Nager mögen, sind oft Paradiese für uns Katzen, und hier war es nicht anders.

Das bunte Treiben der örtlichen Katzen war ein fröhlicher Reigen. Sie sprangen geschickt von einer Palette unter dem Dach aus in einen großen Haufen Fell und vollführten dabei Kunststücke, die in ihrer Eleganz kaum zu übertreffen waren. Nichts deutete darauf hin, dass der müde Flook hier jemals irgendwelche verborgenen Talente zeigen wurde. Daher hatte ich wenig Hoffnung, dass wir hier seine verlorene Murmel finden wurden.

Jack, getrieben von einem unstillbaren Drang sich zu beweisen, schien aber auch nicht mehr sonderlich von Wichtigkeit unserer Suche erfüllt zu sein. Er zögerte keine Sekunde und sprang kopfüber in den Wollhaufen, leider ohne jeglichen Stil und mit dem Gesicht voran. Ravenna, sonst immer betont anmutig und voller Elan, sprang ebenfalls, leider fehlte ihr die Eleganz und so erreichte sie nicht das ersehnte Maß an Bewunderung.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich mich dem Zauber des Moments nicht entziehen konnte und mich in einem für einen Anfänger überraschend beeindruckenden Sprung in den Haufen warf, was mir einiges an Beifall einbrachte. Doch all dies verblasste im Angesicht dessen, was wir als Nächstes erleben sollten.

Dann trat Ruben, unser kleines Pummelchen, vor. Auf seinem Weg zum Absprung breitete sich eine Aura der Anmut um ihn herum aus, die in ihrer Intensität und Reinheit jeden anwesenden Katzengeist ergriff. Er nahm Anlauf, und in diesem Moment schien die Zeit stillzustehen. Mit einer Grazie, die seiner stämmigen Gestalt Hohn sprach, vollführte Ruben einen Sprung, der die Grenzen des Vorstellbaren sprengte. Er schwebte durch die Luft, als wäre er ein Geschöpf des Himmels, sein Körper bewegte sich in einer engelsgleichen Eleganz, die jedes Herz zum Stillstand brachte. Jede Phase seines Sprungs war ein Meisterwerk der Akrobatik, ein Ballett in der Luft, das von einer unsichtbaren himmlischen Kraft getragen zu sein schien. Rubens dreifacher Salto mit doppelter Schraube war nicht von dieser Welt. Es war, als hätte eine höhere Macht seine Bewegungen gelenkt, als wäre er der Auserwählte, dem es bestimmt war, die Grenzen der Schwerkraft zu überwinden. Als Ruben schließlich landete, war es nicht einfach eine Landung – es war die sanfte Berührung eines Engels, der auf Erden wandelt. Die Perfektion seines Sprungs war so überwältigend, dass sie jeden Anwesenden in einen Zustand der Ehrfurcht versetzte. In diesem Moment war Ruben mehr als nur ein Kater – er war ein Bote des Himmels, ein Symbol der Hoffnung und des Wunders. Sein Sprung war eine Offenbarung, die in die Annalen der Katzengeschichte eingehen würde. Er hatte nicht nur den Wollhaufen erreicht, er hatte das Unmögliche möglich gemacht und die Herzen aller Anwesenden für immer erobert. Ruben hatte nicht nur den Himmel berührt, er hatte sich in ihn hineingewebt, ein ewiges Zeichen der Schönheit und des Wunders. Doch all das verblasste, als er sich mit Armen und Beinen rudernd, aus dem Fellhaufen heraus kämpfte.

Nachdem Ruben seinen atemberaubenden Sprung vollendet hatte trat Inigo, selbstsicher nach vorn. Er schien entschlossen, Rubens unglaubliche Leistung noch zu übertreffen. Mit einem Blick voller Zuversicht und einer Haltung, die keine Zweifel an seinen Absichten ließ, ging er zum Absprungpunkt. Jeder von uns hielt den Atem an, gespannt auf das, was kommen würde. Inigo setzte zum Sprung an, ein Bild der Entschlossenheit. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Statt eines eleganten Bogens durch die Luft endete sein Versuch, ganz ähnlich wie der von Jack, und er landete voll auf dem Gesicht.

Dennoch ereilte uns sein zweites Wunder und Ravenna fand tatsächlich die verlorene Murmel von Flook. Dies nahmen wir zum Anlass uns in der Milchschenke mit Saytan zu treffen um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Käseparadies

In der Taverne genossen wir einige der Köstlichkeiten die die gute Lysa ihren Gästen feilbot und berieten uns. Ich schlug vor, dass wir uns als nächstes den drei Krallen zuwenden sollten, und Saytan empfahl uns, dass wir für Perro Gnadentod unbedingt ein Stück Käse mitbringen sollten, da dieser eine Schwäche für dieses geronnene Milchprodukt hatte.

Wem im Wolldorf der Sinn nach Käse stand, der begab sich ins Käseparadies und dies traf sowohl auf die Menschen als auch auf die Katzen zu. Allerdings gab es noch eine weitere Spezies, die man kaum von dieser Köstlichkeit abhalten konnte. Zu fortgeschrittener Stunde, als die Menschen schon in ihren Betten lagen, war die Ratten die Herren des Hause. Diesen Biester ließen wir jedoch keine Chance und machten kurzen Prozess mit ihnen. Sicherlich werden die Menschen am nächsten Morgen überglücklich sein, viele tote Nager in ihrem Laden zu finden. Wir nahmen uns den verdienten Lohn in Form von einigen Stücken des besten Käses und zogen mit guten Gewissen von dannen.

Tanzsaal

Trotz Käse lief es im Tanzsaal nicht so toll. Sowohl Jack als auch Ravenna diskutierten lange und ausgiebig mit Perro Gnadentod, Ajom Fleckfell und Xerana Leichtfuß ohne, außer deren Unwillen, irgendetwas zu erreichen. Nun müssen wir wohl davon ausgehen, dass sie uns, die wir nun mal Fremde im Dorf sind, als Unruhestifter im Auge behalten werden. Da selbst ich hier keine Weg mehr sah, in irgendeiner Weise, mit den drei Krallen zu einer Einigung zu gelangen, empfahl ich, dass wir unser Glück zunächst bei Warna Perlenglanz versuchen sollten.

Shopping

Da wir bereits um Warnas Schwäche für alles Glänzende wussten hielt ich es für angebracht einen Abstecher zum Grauauge in Pferdestall zu machen. Dort deckten wir uns, in der Hoffnung etwas Schöne für Warna zu finden, ausgiebig mit schönen Dingen ein.