DSK Session 2 - Aus den Erzählungen von Benjamin Büchernase

Eigentlich wollte ich an diesem Abend nur in aller Ruhe eine Mäusemilch trinken und mein Buch weiterlesen. Aber in Goldis Taverne, einem eigentlich recht angenehmen Ort, herrschte eine gewisse Unruhe. An einem Tisch in der Mitte der Taverne spielten drei Kater ein Kartenspiel, welches mir unbekannt war. Allerdings schienen dabei gewisse lautstarke Äußerungen unabdingbar zu sein. Eine furchtbare Sache und für sich allein schon kaum zu ertragen, wenn man einen ruhigen Abend verbringen möchte. Weiter hinten in der Taverne saß ein kleiner, dicklicher und schmuddeliger Kater, der an sich nur ein Müllwühler sein konnte. Dieser schaufelte unablässig irgendein Zeug in sich hinein. Am Tresen stand ein abgehalfterter Rattenjäger, der die Wirtin allem Anschein nach schon etwas näher kannte, aber noch nicht so nahe, wie er es dem Anschein nach gerne hätte. Abgerundet wurde diese illustre Gesellschaft von einer derart eingebildeten Dachtänzerin, die so sehr mit allen anlegen wollte, dass ich davon ausgehe, dass sie gerade läufig ist. Nein, diese Gesellschaft ist nichts für einen gebildeten Kater wie mich.

Noch viel Schlimmer wurde da Ganze, als Goldi, die Besitzerin und Wirtin besagter Taverne nach einer Weile nicht mehr aus der Küche kam und ihr Kunden allem Anschein nach vernachlässigt. Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem ich über eine weitere Mäusemilch nachdachte, vernahm ich so etwas wie einen Schrei. Der abgehalfterte Rattenjäger stürmte sofort los und rannte, vermutlich um die Wirtin in irgendeiner Form zu beeindrucken los, in die Küche des Etablissements. Als der dieser Rüpel nicht mehr auftauchte entschloss ich mich, selbst nach dem Rechten zu sehen. Ich wollte schließlich auch noch den Wunsch nach einer weiteren Mäusemilch gegenüber der Wirtin zum Ausdruck bringen. Ein Umstand der die Anwesenheit ebendieser erfordert. Scheinbar hatten auch die schlecht gelaunte Dachtänzerin und der Müllwühler einen ähnlichen Gedanken und so fanden wir uns alle gemeinsam in der Küche ein. Von der Wirtin und ihrem abgehalfterten Freier fanden wir jedoch keine Spur. Allerdings stand die Tür zum Garten weit offen. Da ich nicht daran glauben wollte, dass dich für der Rüpel die Hoffnung auf ein Schäferstündchen erfüllt hat, beschloss ich, sicherheitshalber der Sache auf den Grund zu gehen.

Scheinbar war ich nicht der Einzige mit diesem Gedanken, denn auch die anderen fanden ich im Garten, oder besser der Stallungen hinter dem Garten ein. Dort sahen wir, wie ein Rudel Ratten versuchte, die Eier von Goldi’s Hühnern zu erbeuten und wie der Rattenjäger scheinbar völlig mit seinem Job überfordert war. Meiner elaborierten Einschätzung nach fuchtelte er nur ungestüm mit seinem Schwert herum. Da dies, aus meiner Sicht, auf keinen Fall zum Erfolg führen konnte, beschloss ich beherzt einzugreifen und den Ratten mit einem Stab zu Leibe zu rücken. Nicht ohne Stolz, kann ich vermerken, dass ich hierbei sehr erfolgreich war. Auch die anderem gingen mehr oder weniger erfolgreich vor. Dennoch, die Wirtin wurde bei dem heftigen Scharmützel verletzt. Ein Umstand, der sie die nächsten Tage und Wochen an der Ausübung des kulinarischen Anteils ihrer Profession hindern würde.

Zurück in der Taverne und nachdem alle Wunden versorgt waren, kamen wir zu einer kurzen Beratung zusammen. Damit die Dame ihr Etablissement erhalten konnte, war es nötig, dass ihren Kunden irgendeine Art von Gericht anbieten konnte. Hier bot sich vor allem eine einfache aber beliebe Delikatesse aus geräuchertem Aal. Dieser stünde auch am alten Hafen zum Verkauf. Da die liebe Goldi, sicherlich aus gutem Grund, dem Rattenfänge, Inigo war sein Name, die Mondglöckchen auf keinen Fall anvertrauen wollte, nahm ich diese an mich. Ich muss erwähnen, dass ich seit diesem Zeitpunkt stets den gierigen Blick von Ravenna, der Dachtänzerin auf mir ruhen spürte. Lediglich der moppelige Ruben schien kein Interesse am Geld zu haben, aber der fand sein Glück ja auch in Mülltonnen.

Am nächsten Abend trafen wir uns beim Aal-Haus am Hafen. Der unglaublich verführerische Geruch nach Fisch und anderen Leckereien umschmeichelte meine Nase. Gemeinsam beschlossen wir, die unverhohlene Einladung, die das Gebäude der Zweibeiner aussprach anzunehmen und es zu erkunden. Die anderen schlichen zuerst hinein. Ich hingegen entledigte mich meiner durchaus stilvollen Kleidung, um gegebenenfalls für eine Ablenkung sorgen zu können und folgte den anderen.

Im Gebäude war ein Zweibeinerin mit dem Zerlegen von Fischen beschäftigt. Ich setzt mein bestes Hauskatzengesicht auf marschierte auf sie zu, maunzte so lieb ich konnte und drehte mich auf den Rücken. Dier Trick funktioniert immer bei den Menschen. Bislang habe ich damit auch immer alles bekommen, was ich mir ersehnte. Dieses Mal ging es aus irgendeinem Grund schief. Vermutlich war es die Anwesenheit der anderen, die die Frau davon abhielt mir zu Willen zu sein, daher verjagte sie uns mit einem Besen. Eine Schmach, die ich den anderen wohl noch etwas nachtragen werde.

Zwar gelang allen, dank meiner geschickten Ablenkungsmanöver, die Flucht aber bei der Rückkehr mussten wir feststellen, dass die Mondglöckchen von Goldi fehlten. Da dieser Inigo zuerst aus dem Haus gerannt ist und schon von Anfang an nur auf das Geld scharf war habe ich ihn im Verdacht, dass er sich an meinem Eigentum vergangen und die Möndglöckchen genommen hat. Er wollte auch nicht, dass wir danach suchen. Ein Umstand der ihn nur noch verdächtiger machte.

Ohne ein substanzielles Vermögen und vertrieben aus dem Aal-Haus blieb uns nichts anders übrig, die Bootshäuer der Hafengegend nach unserem neuen Reichtum an fischigen Gütern zu durchsuchen, um der armen Goldi doch noch zu Diensten zu sein. Hierbei waren vor allem meine scharfen Sinne von Nutzen. Ich konnte und möchte dabei keineswegs angeben, den Aal sehr genau in einem der Bootshäuser ausmachen. Leider wurde dieser von einem Straßenköter bewacht. Es gelang uns jedoch, diesen mit einigen gezielten Schlägen außer Gefecht zu setzen.

Die Beute, war den Aufwand wert. Zwei geräucherte Aale, einen Schwertfisch und einen Oktopus konnten wir erbeuten. Es bedurfte zwar einiger Mühe, aber es gelang, all das zu verletzten Wirtin zu schleppen, welche man durchaus als hellauf begeistert bezeichnen konnte. Immerhin konnte sie ihre Gäste nun für die nächsten Tage versorgen.