Das schwarze Auge - 19. Runde der Kampagne: Greifenfurter Adel

Nachdem wir die beiden Skelettkrieger besiegt hatten, konnte Link das Schloss der schweren Eisentür knacken. Dahinter verbarg sich ein langer und dunkler Gang, welcher durch Gittertüren in einzelne Abschnitte unterteilt wurde. Wir konnten kaum über den Schein unserer Fackeln hinausschauen, doch was wir erblickten, ließ uns an unserem Vorhaben zweifeln. Neben alten und verfallenen Waffenständern warteten weitere Skelette darauf uns am Weiterkommen zu hindern. Mit Schwertern und Bögen ausgerüstet versperrten sie uns den Weg.

Gemeinsam konnten wir uns den Weg freikämpfen. Hier war uns vor allem Kalidor mit seiner Axt eine große Hilfe. Diese erwies sich gegen die Skelette als besonders effektiv. Dennoch mussten wir uns immer wieder gegen neue Angriffe zur Wehr setzen, während wir vorsichtig weiter in den dunklen Gang vordrangen. Die Luft war stickig und es roch nach Moder und Verfall. Der Boden war schlüpfrig und rutschig, wahrscheinlich aufgrund von Feuchtigkeit und Schimmel. Wir mussten aufpassen, nicht auszurutschen oder zu stolpern.

Verletzt und von den Kämpfen gezeichnet, gelang es uns, das Ende des Ganges zu erreichen. Fast alle von uns hatten schlimme Wunden und dem ein oder anderen ragte auch der Schaft eines Pfeiles aus dem Körper.

Je weiter wir uns dem Ende des Ganges näherten, desto deutlicher hörten wir ein seltsames und unheimliches Geräusch. Es klang wie knirschendes Eis und war laut und durchdringend. Wir wussten nicht, woher es kam, aber wir spürten instinktiv, dass es etwas Gefährliches war. Unser Herz schlug schneller und wir spürten, wie uns ein Schauer über den Rücken lief. Wir hielten inne und lauschten angespannt, während wir versuchten, das Geräusch einzuordnen und uns auf das vorzubereiten, was als Nächstes kommen würde. Wir waren bereit, uns dem Unbekannten zu stellen und unserem Schicksal entgegenzutreten. Was auch immer uns am Ende des Ganges erwartete, wir waren entschlossen, es zu bewältigen. Lediglich eine weitere Eisentür, schlicht und ohne Verzierungen, trennte uns von dem Geheimnis dieses Gewölbes.

Wieder war es Link, der meisterlich seinem Handwerk nachkam und das Schloss knackte. Nichts hätte uns auf das vorbereiten können, was wir in dem Raum erblicken würden. Eine männliche Gestalt, alt und gebeugt, mit einem weiten, dunklen Umhang, schwebte im Raum und leuchtete in einem gespenstischen Grünton. Schon als wir die Tür öffneten, drang das Lachen dieser Kreatur zu uns.

Ich wähle hier bewusst den Ausdruck „Kreatur“, denn ihre Menschlichkeit hatte sie schon lange aufgegeben. Pentagor Dunkelstein, so nannte er sich, war ein Phylakteriker, eine Art beseelter Untoter, von denen ich zufällig in einem Buch an der Akademie Schwert und Stab zu Gareth gelesen hatte. Diese binden ihre weltliche Existenz an einen Gegenstand, dem sogenannten Phylakterium, mit dessen Hilfe sie auch die Seelen Verstorbener an sich binden können.

Wir standen solch einem Ding gegenüber und es lachte. Es lachte, weil wir es befreit hatten. Es lachte, weil es wusste, dass wir ihm nichts anhaben konnten. Und es lachte, weil es uns eine Angst einjagte, die wir bisher noch nicht kannten.

Dann begann es zu sprechen. Mit einer alten, gebrochenen Stimme bedankte es sich bei uns für seine Befreiung und dafür, dass es nun endlich seinen Plan und Wehrheim zu unterwerfen, zu Ende bringen könnte.

Trotz der schwierigen Umstände war Gray in der Lage, ein kurzes Gespräch mit diesem Monster zu führen, in dem es etwas von dem Freund eines Freundes erwähnte. Allerdings konnte ich diesem Gespräch nicht mehr ganz folgen.

Als das Ding ging, wirkte es einen Blindheitszauber auf mich, und seitdem liegt alles für mich im Dunkeln.